Statistik Obdachlosigkeit Berlin: 6 Zahlen zur Obdachlosigkeit in Berlin

8. Februar 2024
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Lesezeit: 4 Minuten
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Autor: AdminMyMolo

Hunderttausende Menschen sind wohnungslos, zehntausende leben auf der Straße. Fehlender bezahlbarer Wohnraum, Flüchtlingskrise, prekäre Beschäftigung - die Zahl der Obdachlosen in Deutschland ist innerhalb der vergangenen Jahre dramatisch angestiegen und hat verschiedene Gründe. Eine offizielle Statistik Obdachlosigkeit Berlin gibt es jedoch nicht. Wir haben für Euch trotzdem die wichtigsten Zahlen von Wohlfahrtsverbänden und Vereinen zusammengefasst.

Der Hitzesommer ist vorüber, der Winter steht vor der Tür und die Nächte werden immer frostiger. In Hamburg gab es bereits erste Kältetote. Die Berliner Kältehilfe - in deren Rahmen wir gemeinsam mit der Gemeinschaft Brot des Lebens unsere Lodges als Notunterkunft für Menschen ohne Obdach in Berlin zur Verfügung stellen - geht nun in das 28. Jahr.


Dieses Jahr haben einige Einrichtungen den Kältehilfe-Zeitraum um 1 bis 2 Monate verlängert und öffnen bereits ab Oktober und schließen erst im April. 407 Plätze gab es zum 1. Oktober, doch die Auslastung lag aufgrund der recht milden Temperaturen im Oktober bei nur 84 Prozent.


Statistik Obdachlosigkeit Berlin

Neben Unterkünften gibt es zahlreiche Hilfsangebote wie Beratung, Verpflegung, medizinische Versorgung. Spenden, ehrenamtliche Helfer, Flächen - all daran fehlt es. Das Thema Obdachlosigkeit wurde lange Zeit stiefmütterlich behandelt, erst in den vergangenen Jahren und mit den steigenden Obdachlosenzahlen wird das Thema in den Medien präsenter. Offizielle Zahlen zum Thema Obdachlosigkeit fehlen auch deshalb, weil es keine zentrale Zuständigkeit gibt, das Problem zwischen Bund, Ländern und Kommunen aber auch den zuständigen Behörden hin- und hergeschoben wird. Offizielle Zahlen würden Vergleiche ermöglichen und Druck aufbauen. Wir haben einige Zahlen zur Obdachlosigkeit in Berlin für euch aufbereitet:

1. Bis zu 10.000 Obdachlose in Berlin

Nach Schätzungen der Wohlfahrtsverbände – eine offizielle Statistik gibt es (noch) nicht – leben zwischen 6.000 und 10.000 Menschen in Berlin auf der Straße. Bundesweit leben laut Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe über 52.000 Menschen ohne jede Unterkunft auf der Straße. Seit 2014 (ca. 39.000 Menschen) ist dies ein Anstieg um 33 Prozent.

2. Bis zu 50.000 Wohnungslose in Berlin

Über 50.000 Berliner haben laut Schätzungen des Berliner Senats keine feste Wohnung und gelten als wohnungslos, leben aber nicht auf der Straße. 2018 sollen es bundesweit schon 1,2 Mio Menschen ohne fest Wohnung sein, schätzt der BAG Wohnungslosenhilfe e.V. Rund 37.000 wohnungslose Berliner kommen in Noteinrichtungen (Notunterkünften, Übergangsheimen und Kriseneinrichtungen) unter. Die Zahl der Frauen und Kinder steigt seit Jahren an. Rund 22,3 Prozent der Fälle sind Betroffene mit Kindern.

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Obdachlosen-Camp unter einer Brücke

3. Rund 1,9 Mio fehlende Wohnungen

Die Wohnungsnot ist längst in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. Schätzungen der Caritas zufolge fehlen in Deutschland derzeit rund 1,9 Millionen Wohnungen.

4. Zum Start nur 826 Kältehilfe-Plätze in Berlin

Zum Start der Kältehilfe-Saison 2018/2019 stehen zum 01.11.2018 gerade einmal 826 Kältehilfe-Plätze zur Verfügung. Zum Vergleich: 2017/2018 waren es im selben Zeitraum nur 689 Betten. Bis Ende des Jahres soll die Zahl auf bis zu 1.000 Plätze aufgestockt werden. Vergangenes Jahr standen in der Spitze bis zu 1.264 Betten für Menschen ohne Dach über dem Kopf bereit. In der St. Pius Kirche in Berlin Friedrichshain gibt es 30 Plätze, 8 davon Einzelnzimmer in Form unserer Lodges.

5. Berliner Senat lässt 8,1 Mio Euro springen

Der Berliner Senat hat die Finanzmittel für Projekte der Wohnungslosenhilfe kürzlich auf jährlich 8,1 Mio Euro erhöht - eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 3,9 Mio Euro. Der Großteil wird für die Schaffung von Notübernachtungsplätzen für Familien und Frauen sowie die Ausweitung der Kältehilfe auf Oktober und April genutzt.

6. Mindestens 19 tote Obdachlose durch Gewalt

2017 gab es laut Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) bundesweit mindestens 158 Gewalttaten gegen Obdachlose, mindestens 19 endeten tödlich. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein, da die Statistik auf der Auswertung von Presseberichten basiert. In den meisten Fällen sind die Täter selbst wohnungslos. Seit Beginn der Erfassung 1989 sind mindestens 532 Obdachlose gewaltsam zu Tode gekommen. Die gute Nachricht: Die Statistik ist rückläufig aber klar ist auch, jeder Tote ist ein Toter zu viel. Menschen, die durch Kälte, Krankheit o.Ä. umgekommen sind, werden in dieser Statistik übrigens nicht berücksichtigt.

Kältehilfe als Notlösung

Die Kältehilfe ist eine Notlösung für den Winter, keine dauerhafte Lösung der gesellschaftlichen und sozialen Probleme (Wohnungsnot, Zuwanderung, soziale Ungerechtigkeit etc.) betonen die Beteiligten. Die Helfer und Mitarbeiter/innen der Kältehilfe helfen akut, schützen Menschen vor Frost und Kältetod. Sie haben ein offenes Ohr, beraten, bieten Seelsorge, medizinische und praktische Hilfe. Es gibt klare Regeln – kein Alkohol, keine Gewalt, keine Drogen, - aber niemand wird abgewiesen, es sei denn die Ressourcen sind erschöpft, was keine Seltenheit ist.

Berliner Senat bemüht sich um Besserung

Der Berliner Senat hat die Wohnungslosenhilfe, die bisher auf Bezirksebene koordiniert wurde, mittlerweile in die eigene Hand genommen: Die Sozialverwaltung will mit Hilfe der Alice-Salomon-Hochschule eine Zählmethode zur Erfassung einer Statistik zur Obdachlosigkeit entwickeln. Das Budget für die Wohnungslosenhilfe wurde deutlich erhöht, dauerhafte Wohnungen sollen geschaffen werden. Doch gemeinnützige, nicht staatliche Organisationen und Projekte wie unseres (aber auch viele andere) bleiben der wichtigste Eckpfeiler der Obdachlosenhilfe in Berlin.

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